
Ein schwieriges Thema beim heutigen Autor_innensonntag von Justine Pust.
Erwartungsdruck entsteht aus den Ansprüchen, die andere an uns haben und die wir nicht erfüllen können – oder vielleicht auch aus Ansprüchen, die wir meinen, dass andere sie an uns haben und denen wir entsprechen müssen – und nicht zuletzt wohl auch aus den Ansprüchen, die wir an uns selbst stellen und meinen liefern zu müssen.
Im Autor:innenleben kann ein solcher Druck leicht entstehen. Das nächste Buch, die nächste Kurzgeschichte, die nächste Veröffentlichung. Der nächste Blogartikel, der nächste Social Media Post, die nächste Lesung. Content, Content, Content. Wir sind in einer Position, in der wir ständig liefern müssen, um sichtbar zu bleiben, um im großen Strom der Schreibenden oben zu bleiben, um Sichtbarkeit zu erzeugen, um die Lesenden bei der Stange zu halten.
Oftmals bleiben wir selbst dabei auf der Strecke, denn es ist wie ein Hamsterrad, in dem wir uns abstrampeln und immer schneller werden, bis uns irgendwann die Puste ausgeht und wir uns selbst dabei kaputt machen. Das kann nicht das Ziel sein. Und doch – wir sind kein Sebastian Fitzek , keine Juli Zeh, deren neue Veröffentlichungen ein Selbstläufer sind. Wir müssen uns abstrampeln, um etwas zu erreichen. Den nächsten Verlagsvertrag. Die Vertretung durch eine Agentur.
Leicht führt dieser Zustand zu Neid und Missgunst – wenn wir sehen, was andere erreichen und wir nicht. Und schon wieder sind wir in den Ansprüchen drin, die wir nicht erfüllen können. Der Druck auf uns wächst. Was also tun?
Ich habe leider kein Patentrezept, wie wir uns aus dieser Spirale lösen können. Der Buchmarkt ist leider oftmals ein Hauen und Stechen. Es gibt so viele Bücher, aus denen die unsrigen herausstechen müssen. Müssen sie wirklich? Nun, wenn man vom Schreiben leben will, dann sicher. Dann sollte man aus dem Schreiben einen gewissen Verdienst ziehen.
Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich einen sicheren Brotjob habe, dass das Schreiben nur nebenher läuft. Ich schreibe Bücher, die mir gefallen – und wenn es einen Verlag gibt, der sie herausbringt und Leute, die sie gerne lesen, umso besser. Aber der Druck, liefern zu müssen, entsteht bei mir nicht so schnell. Natürlich ist es toll zu sehen, wenn Menschen dem nächsten Buch aus meiner Feder entgegenfiebern. Das freut mich, aber es macht mir keinen Druck. Die Bücher sind nämlich bereits geschrieben, ich habe genug in der Pipeline.
Als im Februar 2020 „Inepu“ herauskam, waren die Fortsetzungen „Aset“ und „Usir“ bereits geschrieben. Demnächst kommt „Wellenbrecher“ heraus, auch hier liegt die Fortsetzung bereits in Rohform auf meiner Platte. In der Hinterhand habe ich noch eine Sci-Fi-Wälzer, der der Überarbeitung harrt. Ich sitze also nicht da und muss neuen Content produzieren. Ich habe genug, was in nächster Zeit herauskommen kann. Trotzdem ist da natürlich ein Anspruch, gerade, wenn schon eigene Bücher erschienen sind. Ich will ja auch die Lesenden nicht allzu lange warten lassen. Andererseits, wenn ich dadurch schludrig arbeite, nur um etwas auf den Markt zu werfen! Und: Lesende warten geduldig. Ich warte auf den nächsten Band von George R.R. Martin. Seit mittlerweile gut 10 Jahren. Da sollte es doch mich eigentlich nicht stören, wenn die Leserschaft mal 1 Jahr auf ein neues Buch von mir wartet, oder?
Wie gehst du persönlich mit Erwartungsdruck um? Oder von der anderen Seite aus betrachtet – wie dringend wartest du auf das nächste Buch? Gibst du Autor:innen Zeit? Ich freue mich auf deine Meinung!
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