Um Recherche geht es im heutigen #autor_innensonntag von @justine_thereadingmermaid.
Wenn man nicht gerade nur über den eigenen Alltag schreibt, dann muss man für die eigenen Bücher recherchieren: Örtlichkeiten anschauen, wo die Geschichten spielen, mal in (online) Archive abtauchen oder selbst etwas ausprobieren, damit man gut und nachvollziehbar darüber schreiben kann.
Letzte Woche hatten wir Münchner Schreiberlinge die Ehre, dass die Autorin Brigitte Riebe bei uns zu Gast war und über ihr Schreibleben berichtet und unsere Fragen beantwortet hat – natürlich ging es auch um Recherche und Brigitte Riebe meinte, dass man ja im Mittelalterroman über einen Schied nicht nur schreiben könne: „Er ging in die Schmiede und arbeitete.“ Und so habe sie sich auch mal bei einem Schmiedekurs angemeldet, um Praxiserfahrung zu sammeln.
Für die „Herren des Schakals“ war ich öfter in den historischen Räumlichkeiten vom Lenbachhaus und in der Glyptothek unterwegs und habe digitale Kunstkataloge gewälzt. Auf dem Portal „bavarikon“ gibt es zum Beispiel den Katalog der Kunstausstellung im Glaspalast aus dem Jahr 1889: Münchner Jahresausstellung 1889


Ich habe die Kolleg*innen in der Mittagspause ins Kloster Sankt Bonifazius geschleppt, bin durch den alten Botanischen Garten gestromert und habe mit dem Mann die Villa Stuck besucht, um mir das Siegerbild der Kunstausstellung 1889 anzuschauen. Auch das historische München wollte ich natürlich wieder auferstehen lassen. Wusstet ihr, dass der Komiker Karl Valentin eine ganz große Sammlung historischer Münchner Stadt-Fotografien besaß? Eine echte Quelle der Inspiration!
Zum Lenbachhaus habe ich sogar mal einen kleinen „literarischen Stadtrundgang“ gemacht:
Für Band 2 „Aset“ konnte ich auf eine eigene Ägyptenreise zurückgreifen und habe ganz viel davon ins Buch eingebracht. Band 3 „Usir“ spielt ja zur Hälfte in Neapel, und eigentlich war für den Sommer 2020 eine Recherchereise dahin geplant – nun, Corona hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht, ich war wieder auf Google Maps und andere Online-Ressourcen angewiesen – aber ich habe mir von Leuten, die bereits mehrfach in Neaple waren, sagen lassen, dass ich wohl ganz gut geforscht habe 🙂
Für „Gezeitenwechsel“ nutze ich immer den Sommerurlaub und treibe die Familie über die Vorbildinsel Vlieland, um jedes Eckchen zu erforschen. Wir sind um die Kirche herumgeschlichen, haben den Leuchtturm und seine Umgebung erforscht. Ich habe die Übersichtskarte der Ferienhäuser zwecks Orientierung fotografiert und natürlich auf dem Steg mit Blick übers Meer geschrieben – sehr inspirierend!



Auch für diverse Kurzgeschichten bin ich tief in die Recherche eingestiegen – zum Beispiel für „Tor zur Ewigkeit“, das im alten Ägypten zur Zeit der großen Grabräuberprozesse spielt – der Vorteil da, ich habe Zugriff auf die Bibliothek vom Ägyptischen Museum München! Aber auch so gibt es viele Standardwerke inzwischen online – für die Grabräubergeschichte habe ich unter anderem T. Eric Peet, The Great Tomb Robberies durchgearbeitet. Wenn diese Geschichte erschienen ist, werde ich eine kommentierte Fassung veröffentlichen, denn dort steckt so viel drin, was man auf den ersten Blick gar nicht erkennt.
Für „Sphärenklänge“ in der Anthologie „Hic sunt Dracones“ habe ich zur Planetenharmonie von Johannes Kepler recherchiert und einen Vortrag zu Astronomie und Musik gefunden, zudem habe ich ganz viel mit dem Mann diskutiert, der ja Astrophysiker ist. Außerdem war ich vorher schon einmal auf die Brüder Ernesto und Giovanni Schiaparelli gestoßen – ein Ägyptologe und ein Astronom! Hier konnte ich dies nun endlich mal in eine Geschichte einbauen.