Wir haben die zweite Folge „Moon Knight“ hinter uns gebracht – wie hat sie euch gefallen? Die Story entwickelt sich, auf den ersten Blick gab es diesmal nicht gar so viele altägyptische Elemente. Auf den ersten Blick! Hier also nun Teil 4 der altägyptischen Hintergründe zu „Moon Knight“.

Avatare
Steven Grant / Marc Spector ist der Avatar von Khonshu, Arthur Harrow der Avatar von Ammit (und vorher der von Khonshu). Menschliche Avatare von Göttern sind ein unägyptisches Konzept. Eigentlich kommt dies aus dem Hinduismus, wo ein göttliches Prinzip oder ein Aspekt sich in der Gestalt eines Menschen manifestiert und ihm seine Kräfte verleiht. Im alten Ägypten war zwar die gesamte Welt Ausdruck des Göttlichen und das Göttliche konnte in verschiedener Gestalt erscheinen (als Tier, als Naturphänomen), aber nicht so, dass ein Gott einem Menschen mit Macht ausstattet.
Eine Ausnahme ist in dem Fall der Pharao – er war der Sohn des Sonnengottes Re, der Stellvertreter der Gottes Horus auf Erden und vereinte in sich eine göttliche und eine menschliche Natur, war also Gott und Mensch in einer Person. In der altägyptischen Kultur nimmt er eine ganz zentrale Rolle ein – er war der Mittler zwischen Menschen und Göttern, der Bewahrer der Maat (der Weltordnung), Verteidiger gegen Chaos und Fremde, Herr der Zwei Länder Ober- und Unterägypten.
Diese Doppelnatur des Königs erkennt man sehr schön in der Statue des Königs Niuserre im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst München, wo der König einmal (links) als alternder Mensch und (rechts) als jugendlicher Gott dargestellt ist.

In dieser Zweiteilung mag man eine Anlehnung sehen an Steven und Marc, die sich einen Körper teilen oder an Marc / Moon Knight und Steven / Mr. Knight, die jeweils eine menschliche und eine übernatürliche Natur besitzen.
Erscheinungsformen von Göttern
Bleiben wir noch einen Moment bei den Göttern. Das umfangreiche altägyptische Pantheon konnte sich in vielfacher Gestalt zeigen. Ein Gott konnte als Tier, als Mischwesen Tierkopf mit Menschenkörper und in menschlicher Gestalt (ganz wichtig: nicht als menschliche Person, er blieb weiterhin Gott) erscheinen. Die Tiergestalt eines Gottes richtete sich oftmals nach seinen Eigenschaften, so beobachtete man Schakale auf den Friedhöfen, dementsprechend wurde der Jenseitsbegleiter Anubis in Schakalsgestalt gezeigt. Horus als Himmelsgott nahm die Form eines Falken an. Bei vielen Göttern bleibt der Ursprung der Tiergestalt jedoch verborgen.
Wie bereits angesprochen wird Khonshu / Chons meist in menschlicher Kindgestalt gezeigt, oder Mensch mit Falkenkopf. Der Vogelschädel, den er in der Serie trägt, ist aber nicht der eines Falken, dazu ist der Schnabel viel zu lang, und eigentlich ist der ja auch nicht verknöchert, nicht wahr? Also, irgendwie seltsam.
Uschebti
Laut Layla weist der goldene Skarabäus den Weg zum „Uschabti der Ammit“. Ein „Uschebti“ ist eine kleine, mumiengestaltige Dienerfigur, die zur Grabausstattung gehörte. Man glaubte, dass man im alten Ägypten nach dem Tod ins Jenseits eingeht und im Jenseits auf den Feldern des Osiris arbeiten müsse. Um dieser harten, dreckigen Arbeit zu entgehen, nahm man sich Uschebti mit. Das Wort heißt übersetzt „Antworter“ und die Uschebti antworten anstelle der Verstorbenen auf den Ruf des Osiris. Damit man sicher von aller Arbeit befreit war, nahm man im Idealfall 365 Uschebti mit ins Grab – für jeden Tag des Jahres einen!


DER Uschebti der Ammit weist auf nur eine solche Figur hin – ungewöhnlich. Und der Aufbewahrungsort – das Grab der Ammit – bringt uns gleich zum nächsten Thema.
Tod von Göttern
Können Götter eigentlich sterben und bestattet werden? Im alten Ägypten fand nur ein Gott den Tod – Osiris, aus Machtgier ermordet durch die Hand seines Bruders Seth, wiederbelebt durch seine Schwestergemahlin Isis. Das Grab des Osiris verehrte man in der Stadt Abydos (denkt ihr jetzt an Stargate, ja?). In Abydos wiederum lagen die Gräber der allerersten Könige Ägyptens, riesige Grabanlagen die noch vor den Pyramiden errichtet wurden. Vermutlich mischen sich hier Historie und Mythos.

Alle anderen Götter sind definitiv noch am Leben – in der ihnen eigenen Sphäre der Götterwelt und ich bin sehr gespannt, was die Serie daraus noch macht!