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„Moon Knight“ – Die altägyptischen Hintergründe erklärt, Teil 5

Halbzeit in der 1. Staffel von „Moon Knight“ und Halbmond im Abspann – ist euch aufgefallen, dass der Mond dort immer weiter zunimmt? Ich liebe ja solche kleinen Details! 🌓

In dieser kleinen Blog-Reihe möchte ich euch die altägyptischen Hintergründe von „Moon Knight“ beleuchten, die ja sonst immer hervorragend recherchiert und umgesetzt waren. Ich gebe zu, diesmal war ich etwas angefressen …

Tribunal in der Pyramide

Das ewige Trope der geheimen, unentdeckten Räume in der Cheops-Pyramide wurde bedient, indem sich das Göttertribunal genau dort versammelte. Warum, frage ich. WARUM? Asterix rennt durch labyrinthische Gänge in der Pyramide, Bayek aus Assassins Creed Origins kämpft sich durch verborgene Schatzkammern und Isu-Heiligtümer, seit der Superfalle in der Playmobil-Pyramide kommen im Museum immer entsprechende Kinderfragen im Museum.

Nein, trotz zahlreicher Untersuchungen, man hat bisher keine weiteren Räume in der Cheops-Pyramide entdeckt. Das Ding besteht zum großen Teil aus massivem Stein. Es gibt keine Geheimgänge, Grabräuberfallen und anderes und die altägyptischen Götter hätten sich bestimmt nicht gerade dort zu einer Versammlung getroffen.

Pyramiden waren die Grabmäler der Könige des Alten und Mittleren Reiches. Um 2.700 v. Chr. erschuf der Baumeister Imhotep (nein, nicht der aus „Die Mumie“) für den König Djoser die erste Pyramide in Saqqara. Die mit Sicherheit bekanntesten Pyramiden sind die drei großen Pyramiden in Giza, die den Königen Cheops, Chephren und Mykerinos gehörten. Insgesamt gibt es rund 80 Pyramiden in ganz Ägypten.

Die Chephren-Pyramide in Giza

Die Stufenpyramide des Djoser ist ganz massiv, die Bestattungsanlagen befinden sich unterirdisch unter dem gesamten Komplex. In der Cheopspyramide (um 2.550 v. Chr.) gibt es einige wenige Kammern und Verbindungsgänge. Die eigentliche Grabkammer ist vollständig undekoriert und heute leer. In ihr steht nur noch die Wanne eine Granitsarkophages.

Quelle: wikipedia, gemeinfrei

Auch spätere Pyramiden haben einen ganz ähnlichen inneren Aufbau. Seit der Zeit des Unas (um 2.350 v. Chr.) ist das Innere der Pyramidentexten mit den sog. Pyramidentexten dekoriert, die uns einiges über die Jenseitsvorstellungen verraten. (Mehr dazu im Podcast des Ägyptischen Museums)

Lange Geschichte, kurzer Sinn. Nein, ein Göttertribunal hätte sich never ever in einer Pyramide getroffen. Dazu hätte man einen Tempel genutzt.
Warum hat man es nun trotzdem gemacht? Nun, Pyramide = Ägypten. Das kennen die Leute und da konnte man in Folge 1 ein schönes Modell ins Museum stellen, das mit Folge 3 einen Zirkelschluss bildet. Wobei ich mich noch immer frage, warum Steven gleich weiß, dass sie im Inneren der Cheopspyramide sind, wo er doch in Folge 1 noch verneint hat, dass dort irgendetwas drin ist.

Götterversammlung

Abgesehen von der Örtlichkeit – wer trifft sich denn nun in dem Tribunal. Wir erfahren, dass von der Enneade – der Neunheit – inzwischen nur noch fünf übrig sind, auf dem Poster in Folge 1 waren es noch sieben. Was ist da los? Beef in der Götterwelt?

Es versammeln sich Hathor (zur Linken), die Göttin der Liebe und der Musik – die eigentlich überhaupt nicht zur Enneade gehört! Ihr wird etwas mit Chons angedichtet – altägyptisch haben die beiden kein Verhältnis, sondern werden in Kom Ombo mit dem Krokodilsgott Sobek als Familie verehrt. Hathor war danach Chons‘ Mutter.
Zur Rechten sitzt Tefnut, die Feurige, eine Göttin mit Löwenkopf (nicht zu verwechseln mit Sachmet und Bastet).
Den „Vorsitz“ macht die Familie Osiris, Isis und Horus. Auch letzterer gehört offiziell nicht zur Enneade.
Wo sind die anderen Götter? Wurden sie auch in Stein gebannt? Möglicherweise, denn im Abspann tauchen kurz eine ganze Reihe von steinernen Götterfiguren auf.
Lasst mich an dieser Stelle die Theorie äußern, dass es da um Machtspiele geht, die Götter nicht so fern sind, wie sie uns glauben machen möchten, die Avatare möglicherweise eine eigene Agenda haben und Familie Osiris mit Ammit sympathisiert – immerhin kennen sie sich gut vom Jenseitsgericht!

Screenshot aus „Moon Knight“, Folge 3 / Disney+

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick in den Hintergrund, wo sich auch zahlreiche Darstellungen altägyptischer Gottheiten finden. Links hockt der ibisköpfige Thot, daneben Hathor (menschliches Gesicht mit Kuhohren), die Schlange ist wohl die Göttin Wadjet. Hinten frontal mit Widderhörnern und Federkrone der Gott Amun, daneben mit Flügeln die Göttin Nut, der Himmel. Der Kopf rechts mit Federkrone könnte der Erdgott Geb sein, dann der Löwenkopf der Tefnut und ein nicht näher zu erkennender abgestürzter Götterkopf.

Wir haben also eine fröhliche Mischung aus Mitgliedern der Enneade und anderen Teilen des altägyptischen Pantheons. Definitiv abwesend sind Nephthys (Schwester der Isis) und Seth, der „böse“ Gott.

Wie immer bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht und was noch auf uns zukommt. Auf euch kommt noch ein weiterer Artikel zu, der sich mit der altägyptischen Astronomie auseinandersetzt!

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