Ich möchte euch in dieser kleinen Blog-Reihe die altägyptischen Hintergründe zur neuen Marvel-Serie „Moon Knight“ erklären. Und, sorry, das wichtigste habe ich euch bisher verschwiegen. Wer ist denn eigentlich dieser „Moon Knight“, was hat es mit dem Mond auf sich?
Chons / Khonshu
Im Original ist der Gott „Khonshu“ der Patron, wenn man so sagen will, von „Moon Knight“. Chons, so ist er bei uns bekannt, ist einer der unbedeutenderen Götter des umfangreichen altägyptischen Pantheons. Er ist der Sohn von Amun – Hauptgott des Neuen Reiches – und Mut – der Schutzgöttin der Königinnen. Gemeinsam mit ihnen bildete er die Triade von Theben und hatte dort einen Tempel im großen Tempelkomplex von Karnak.
Er wird deswegen oftmals in Gestalt eines Kindes dargestellt (nackt, mit Jugendlocke), auf seinem Kopf finden sich als Krone eine Mondsichel und ein Vollmond. Beides weist darauf hin, dass Chons ein Mondgott ist. Gleichzeitig ist er aber auch ein Kriegsgott und konnte ebenso in menschlicher Gestalt mit Falkenkopf auftreten. Dieser Falkenkopf findet sich in der Gestaltung des Gewandes des Moon Knight wieder. Die Kapuze gleicht dem Falkenkopf.




Die Erscheinung des „Konshu“ mit dem Schädel eines Vogels und in eine Art Mumienbinden gewickelt ist übrigens höchst unägyptisch.
Weitere Inschriften
Auf dem Oberschenkel des Moon Knights findet sich eine weitere Inschrift. Ich bin aus ihr noch nicht ganz schlau geworden und hoffe auf eine der weiteren Folgen.
In der Wandlungsszene zum Schluss finden sich eine ganze Reihe von Inschriften an den Wänden. Als Steven/Marc zum Moon Knight werden, sind hinten rechts und links an der Wand die Umrisse der Götter Thot (mit Ibiskopf) und wohl Chons (mit Falkenkopf) zu erkennen. Bedeutung der Inschriften konnte ich bisher nicht entziffern, zu undeutlich.
Aber im Abspann taucht noch ein weiteres Inschriftenfragment auf – leider unvollständig, aber immerhin zwei Worte konnte ich entziffern



Die Übersetzung lautet „greifen / packen“ und „Mond“. Über die Bedeutung können wir weiterhin nur spekulieren.
Apropos Altägyptisch – habt ihr euch gefragt, was Arthur Harrow im Dorf ruft, worauf sich alle niederknien? Seine Worte sind „Dua Ammit“ – „Betet Ammit an!“
Der Schakal
Das Wesen, das Steven am Schluss angreift, scheint ein Schakal zu sein. Eigentlich ein Tier des Gottes Anubis, eines Jenseitsgottes. Anubis ist derjenige, der die Seelen vom Diesseits ins Jenseits bringt. Auch beim Jenseitsgericht ist er anwesend.
Schakalskrieger sind beliebte Bösewichte, man braucht sich nur Filme wie „Stargate“ oder „Scorpion King“ anschauen. Eigentlich ist Anubis aber ein ganz friedlicher Geselle – und der Sohn von Osiris und seiner Schwester Nephthys, die in Gestalt ihrer Schwester Isis (die mit Osiris verheiratet war) zu ihm kam. Als Nephthys merkte, dass sie schwanger war, fürchtete sie den Zorn ihres Ehemannes (und Bruders) Seth und setzte das Kind – Anubis – aus. Isis fand ihn und zog ihn auf. Fragt nicht, es ist kompliziert …
Dualismus
Sicher habt ihr gemerkt, dass Spiegelungen in der ersten Folge eine ganz große Rolle spielen. Ein Konzept, das ganz hervorragend zur altägyptischen Weltsicht passt, die in hohem Maße dualistisch aufgebaut ist: Ober- und Unterägypten (Die Zwei Länder), Fruchtland und Wüste, Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits, Götter und Menschen, ja, sogar zwei Ewigkeitsbegriffe, wie wir im vorigen Beitrag gesehen haben. Ich frage mich, ob das beabsichtigt war oder nur Zufall ist.
Nun beginnt das Warten auf die nächste Folge – und ob dort Fragen geklärt oder noch weitere aufgeworfen werden, das werden wir sehen. Laters Gaters. 🐊