Ich habe eine neue Obsession. Am 30.3. kam bei Disney+ die erste Folge der neuen Marvel-Serie „Moon Knight“ heraus. Ich bin ja in dem Marvel-Universum so gar nicht drin, bin aber ein paar Tage vorher an der Tram-Haltestelle über ein Ankündigungsplakat gestolpert und musste erstmal zurückgehen und genauer schauen, weil: Hieroglyphen?

Nun, ich hab die erste Folge verschlungen und sie seitdem noch ein paar Mal (oft …) gesehen und es ist einfach so gut und so voller ausgearbeiteter, richtiger (!), ägyptologischer Details – und diese altägyptischen Hintergründe möchte ich euch hier ein wenig aufdröseln. Ich richte mich dabei nach dem Vorkommen im Film. Solltet ihr „Moon Knight“ noch nicht gesehen haben, dann tut das schnell, es ist sehr gut. Jeden Mittwoch erscheint eine neue Folge!
Das Pyramidenmodell im Museum
Das Modell zeigt die Cheopspyramide (und im weiteren Verlauf sieht man, dass es das ganze Gebiet von Giza mit der Chephren- und der Mykerinospyramide sowie den kleinen Nebenpyramiden), das Kaugummipapier landet im ursprünglichen Eingang.
Mumifizierung
Im alten Ägypten glaubte man an ein Weiterleben nach dem Tod, im Jenseits, dafür musste man sich vorbereiten und brauchte u.a. auch den eigenen Körper. Um diesen haltbar zu machen, nutzte man die Mumifizierung. In der Tat nutzte man dazu einen langen Metallhaken, um das Gehirn aus dem Schädel zu entfernen, die anderen Organe entfernte man durch einen Schnitt auf der linken Körperseite zwischen unterem Rippenbogen und Hüftknochen (Fail, Steven, Fail!). Die Organe wurden auch mumifiziert und in speziellen Gefäßen, den Kanopen aufbewahrt. Das Hirn wurde weggeworfen, denn man glaubte im alten Ägypten, dass man mit dem Herzen dachte und fühlte, dass das Herz der Sitz der Seele war. Deswegen kam das Herz auch wieder in den Körper zurück, denn man brauchte es beim Jenseitsgericht.

Die Enneade
Die „Enneade“ ist eine Gruppe von 9 Götter, die vornehmlich in Heliopolis verehrt wurden. Zur Neunheit gehören der Ur- und Schöpfergott Atum, der aus sich selbst heraus die Welt schuf. Seine Kinder Schu (die Luft) und Tefnut (die Hitze), deren Kinder Geb (die Erde) und Nut (den Himmel) und die 4. Generation von Göttern: Isis und Osiris, Seth und Nephthys. Manchmal wird auch noch Horus als Sohn von Osiris und Isis dazugezählt. (Wenn ihr mehr über die Neunheit wissen wollt, hört doch mal in unseren Museumspodcast „Auf die Ohren!“ rein)
Steven erwähnt, dass auf dem Plakat nur sieben von neun Göttern angegeben werden. Erkannt habe ich Horus, Osiris, Schu, Tefnut, Geb und Hathor. Im Buch, das Steven in der Nacht liest, sind noch Isis und Atum zu sehen. Es fehlen Nut und Seth. Hathor ist definitiv nicht Teil der Neunheit, in keinster Art und Weise. Das macht mich ja schon misstrauisch …
Der Museumsshop
Habt ihr die Plüschtiere gesehen? Die Nilpferdgöttin Taweret? Eine Ammit? Ein Skarabäus? Ich will sie ALLE! Im Ägyptischen Museum haben wir auch einen Shop mit tollen Plüschtieren (und Büchern und Kleinkram), aber keine Ammit. Ich will Ammit!

Ammit
Wer ist denn nun eigentlich Ammit? Ammit ist ein Wesen (keine Gottheit in dem Sinne), das den Kopf eines Krokodils hat, das Vorderteil eines Löwen und das Hinterteil eines Nilpferdes. Sie bestand aus den drei gefährlichsten Tieren Ägyptens. Sie war ein wichtiger Teil des Jenseitsgerichtes und fungierte als Seelenfresserin.

Das Jenseitsgericht
Zwischen Leben und Tod / Diesseits und Jenseits fand das Jenseitsgericht statt. Dabei mussten die Verstorbenen beweisen, dass sie ein gutes Leben geführt haben und es wert waren, ins Jenseits einzugehen. Beim Jenseitsgericht wurde auf einer großen Waage das Herz des Verstorbenen (wir erinnern uns, wurde in die Mumie zurückgelegt) gegen die Feder der Göttin Maat abgewogen. Maat war die Verkörperung der Weltordnung, die Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit. Als oberster Richter fungierte Osiris. Hielten sich die Feder der Maat und das Herz die Waage, dann war mein ein guter Mensch. War das Herz zu schwer, war man ein schlechter Mensch und Ammit verschlang das Herz. Es gab kein Weiterleben im Jenseits. Doch Ammit entschied nicht über das Schicksal, sie führte nur das Ergebnis der Wägung des Herzens aus.

Im übrigen hatten die ägyptischen Götter keine Avatare im Diesseits, die einzige Ausnahme bildete der König, der der Stellvertreter des Gottes Horus auf Erden war.
Fortsetzung folgt und im nächsten Teil widmen wir uns dem goldenen Skarabäus und seiner Inschrift …