Vom Scheitern möchte ich euch heute im Autor_innensonntag von Justine Pust berichten und euch von „Wellenbrecher“ erzählen.
Im Juni 2019 habe ich das Manuskript von „Wellenbrecher“ an einen Verlag geschickt – nur zwei Wochen später forderte der Verlag das vollständige Manuskript an und wiederum 10 Tage später hatte ich die Zusage für dieses Herzensprojekt, was mich unglaublich gefreut hat.
Wir starteten sogleich mit dem Grundlektorat, was alles ganz prima lief und ich habe nochmal ordentlich an dem Text gefeilt, im November 2019 ging es ans Detaillektorat. Das lief etwas zäher ab und hat mich nicht so wirklich glücklich gemacht, zumal Sarah, die das Manuskript nach Abschluss des Lektorats nochmal gelesen hat einen dicken Logikfehler gefunden hat, der durchgerutscht war.
Parallel dazu ging es um Vita, Klappentext, Nachwort, Danksagung, Content-Notes – wo mir dann schon auffiel, dass die Zuständigkeiten im Verlag teils unklar waren und wohl auch nicht wirklich miteinander geredet wurde. Ich erhielt Kontakt zur Grafikdesignerin Juliane Buser, mit der ich das Cover erstellt habe (großes Lob an sie an dieser Stelle, das lief alles ganz reibungslos – wenn ihr also mal jemanden für Grafikarbeiten sucht…?).

Dann begann die Veröffentlichung zu stocken. Wir hatten mal über den 1. Juni als Herausgabetermin gesprochen, auf mehrfaches Nachfragen erntete ich nur Schweigen und erfuhr dann über die Cover-Designerin, dass der VÖ-Termin auf September verschoben sei, vom Verlag hingegen bekam ich die Aussicht auf einen „baldmöglichsten“ Veröffentlichungstermin.
Ich fasste mich in Geduld, wartete ab, fragte nach, fragte nach, wartete ab, fragte nach, laaaaangsam tat sich etwas, mir wurde viel versprochen (Leserunde bei Lovelybooks! Blogger!) und gleichzeitig mitgeteilt, dass es wegen Umstrukturierung der Marketing-Abteilung keine Pressearbeit geben würde. Auch auf der Homepage des Verlages oder in den Social-Media kam nichts über die anstehende Veröffentlichung, ich habe die Werbemaschine also eigenständig (mit Zustimmung des Verlages) angeworfen.
Meine Lektorin erstellte währenddessen den Buchsatz und teilte mir mit, dass dies ihr letzter Auftrag für den Verlag sei, gleiches hörte ich von der Grafikdesignerin – beides stimmte mich nicht wirklich optimistisch.
Das Ende vom Lied: das Buch wurde Anfang September dann veröffentlicht, ohne dass ich die letzten Druckfahnen zur Freigabe bekommen hatte. Was dabei teils herausgekommen ist, zeigt euch das Bild – ein klassisches Copy und Paste. Außerdem war mein Name und der der Grafikdesignerin im Impressum falsch geschrieben. Ich war … not amused, zumal das Buch echt eine hohe Nachfrage hatte und ich eine ganze Reihe von Buchboxen verkauft hatte.

Mir wurde eine sofortige Neuauflage versprochen. Gleichzeitig stellte ich fest, dass das Buch nicht beim VLB (dem Verzeichnis lieferbarer Bücher, aus dem sich die Buchhandlungen bedienen) gelistet war. Auf Nachfrage beim Verlag wurde mir mitgeteilt, das mache man nicht, das Buch sei ja beim Verlag erhältlich. Klappentext und Cover bei amazon habe ich dann bspw. ergänzt. Ich muss glaube ich auch nicht dazu sagen, dass ich noch immer nicht auf der Verlagshomepage auftauchte, oder in den Social Media. Vom Verlag hätte von der Veröffentlichung niemand erfahren.
Es gab dann noch ein paar andere Dinge, die mich zu dem Entschluss gebracht haben, den Vertrag zum Ende 2020 zu kündigen. Dem wurde dankenswerterweise ohne großen Ärger zugestimmt.
Muss ich erwähnen, dass bis heute immer noch Restexemplare bei amazon erhältlich sind, der Verlag es nicht schafft, diese zu entfernen – und dass ich natürlich auch noch keine Abrechnung für die von September bis Dezember 2020 verkauften Bücher habe?
Ein Scheitern auf der ganzen Linie, das aber ein positives Ende hat – denn der Hybrid-Verlag meldete Interesse an dem Manuskript an. In einem Hauruck-Verfahren haben wir dem Manuskript nochmal ein Lektorat verpasst und wenn alles klappt (wonach es aussieht!), so wird „Wellenbrecher“ ab dem späten Frühjahr wieder erhältlich sein – mit Pressemeldung, VLB und Werbung. Vielen Dank an die Unterstützung durch das Team vom Hybrid-Verlag, ihr seid die Besten!
Mir hat die ganze Sache einiges gelehrt und ich bin um manche Erfahrungen reicher.
Mir tut es einerseits total leid für die Menschen, die sich im Herbst die fehlerhafte Version von „Wellenbrecher“ gekauft haben – aber hey, ihr habt damit eine ganz exklusive Version in Händen, die es nur in wenigen Exemplaren gibt, und wenn ich dereinst reich und berühmt bin, dann wird auch dieses Buch sicher wertvoll. Ich hoffe, es hält euch nicht davon ab, auch die Neuauflage zu kaufen, denn es ist und bleibt einfach ein tolles Buch! (und die Fortsetzung ist auch schon geschrieben)
Zur Erst-Veröffentlichung von „Wellenbrecher“ habe ich die exklusive Kurzgeschichte „Parthenopes Töchter“ herausgebracht, die in einer Sonderauflage erhältlich ist.