Indiana Jones meets Horor meets Einer flog über das Kuckucksnest beschreibt die 4. Folge von „Moon Knight“ wohl einigermaßen korrekt, meint ihr nicht auch?
Abgesehen davon, dass wir alle nicht mehr durchblicken und dringend auf Auflösung warten, möchte ich euch wieder einige Punkte zu den altägyptischen Hintergründen deutlich machen.

In Stein gebannt
Gleich zu Anfang der Folge begegnen wir Osiris, der den nun gebannten Khonshu-Ushabti in eine Nische stellt und in weiteren Nischen befinden sich andere Götter-Ushabtis. Diese korrespondieren gut mit den im Abspann gezeigten Figuren – Chepri, Bes, Anubis und Amun sind gut zu erkennen, eine schlangenköpfige Göttin (Wadjet?), sowie zwei weitere, die nicht eindeutig sind.
Es scheint klar, dass dort ein göttlicher Machtkampf im Gange ist und nach und nach weitere Gottheiten gebannt werden.
Das Udjat-Auge
Mir ist noch nicht ganz klar, wie Steven so schnell auf die Idee kommt, dass die Grundstruktur des entdeckten Grabes der Form eines Udjat-Auges gleicht …

Ausgedehnte unterirdische Gräber kennen wir von den Königsgräbern des Neuen Reiches (1550 – 1070 v. Chr.), die sich im Tal der Könige befinden. Diese Gräber erstrecken sich weit in den Fels hinein – das von Ramses II. hat eine Länge von fast 170 m, das größte dieser Gräber ist KV 5, das Grab der Söhne von Ramses II. mit einer Länge von rund 440 m, und dieses ist schon arg verschachtelt, was Gräber angeht (gute Übersicht auf Theban Mapping Project). Doch eines wird deutlich, wenn man sich den Grundriss dieser Gräber anschaut: man hat immer eine Abfolge von geraden Gängen und Hallen, keine gekurvten, verschlungenen Wege, wie dies bei einem Udjat-Grundriss der Fall wäre.
Das Udjat-Auge ist eines der wichtigsten Schutz-Symbole im alten Ägypten. Mythologisch geht es zurück auf den Kampf zwischen Horus und Seth um die Thronfolge. Bei diesem Kampf riss Seth Horus ein Auge aus, das später von Hathor geheilt wurde. Deswegen bedeutet Udjat auch „heil“ oder „gesund“. Dieses zerstörte und geheilte Auge wird auch oft mit dem Mond und seinen Phasen in Verbindung gebracht. Mit der ganzen Mond-Symbolik in „Moon Knight“ hätte ich ja erwartet, dass man das aufgreift.
Das Udjat-Auge wird auch als das Horus-Auge bezeichnet. Horus wird oft als Mann mit Falkenkopf gezeigt, und die Form und Federzeichnung des Falken kann man in der Form des Udjatauges wiedererkennen.
In der Mathematik und Medizin waren die einzelnen Bestandteile des Udjat-Auges Bruchwerten zugeordnet. Eine Entsprechung zu den sechs Sinnen oder gar zur Zunge gibt es hingegen gar nicht.
Heka und die Mumifizierung
Im Grab selbst wurde es etwas unappetitlich. Steven und Layla stoßen auf eine Mumifizierungskammer und untote Heka-Priester.
Man kann davon ausgehen, dass die Mumifizierung nicht direkt im Grab stattgefunden hat, sondern in eigenen Mumifizierungswerkstätten in den Nekropolen oder in den Tempeln. Die zuständigen Priester, die nicht unbedingt mit Heka in Verbindung standen, nutzten für die Prozedur eine ganze Reihe von … interessanten Gegenständen: Schaber, Löffel und Pinzetten, gebogenen Metallstangen, um das Hirn zu entfernen und natürlich eine Art Skalpelle oder scharfe Messer, um den Bauchraum zur Entnahme der Organe zu öffnen. Dazu führte man einen Schnitt auf der linken Körperseite zwischen unterem Rippenbogen und Hüftknochen aus.
Die Messer der Heka-Priester in der Folge sehen nicht aus wie Skalpelle, sie gleichen in ihrer Form eher dem Was-Zepter – einem Symbol von Glück und Macht, das mit der Mumifizierung gar nichts zu tun hatte.


Heka war im altägyptischen Glauben die Personifizierung der Magie. Als Gott wird er manchmal mit zwei Schlangen in den Händen dargestellt. Dies können wir auch bei den Darstellungen im Grab sehen. Hier tragen die Priester eine Art Schlangenstäbe.
Magie und Medizin waren im alten Ägypten eng miteinander verknüpft und so waren Heka-Priester auch in der Medizin zu verorten (zusammen mit Sachmet- und Selket-Priestern). Masken trugen sie definitiv nicht – macht aber natürlich einen schöneren Effekt, wenn die Maske heruntergerissen wird und dabei ein gruseliges Mumiengesicht zum Vorschein kommt!

Korrekt hingegen ist die Darstellung der Kleidung – Priester erkennt man im alten Ägypten an dem Panther-/Leopardenfell, was sie über einer Schulter tragen. Es war sozusagen ihr Ornat.
Im nächsten Teil dieser Blog-Reihe wenden wir uns Alexander dem Großen und – natürlich – der Göttin Taweret zu.