Ägyptologie, Moon Knight

„Moon Knight“ – Die altägyptischen Hintergründe erklärt, Teil 8

Indiana Jones-Vibes erwarten uns in Folge 4 von „Moon Knight“ und eine Entdeckung, wie sie sicher auch Indy gerne gemacht hätte: das verschollene Grab Alexanders des Großen! Was es damit auf sich hat und noch einiges mehr, möchte ich euch hier verraten. Wir erforschen die altägyptischen Hintergründe von „Moon Knight“!

Die Sphinx? Der Sphinx?

Als Steven und Layla in das mysteriöse Grab hinabsteigen, stoßen sie auf zwei riesige Löwenstatuen, die den unterirdischen Eingang bewachen. Layla weißt auf ihre Wächterfunktion hin, Steven erwartet, dass sie lebendig werden und ihm Rätsel stellen. Da geht einiges durcheinander …

Wir werden natürlich erinnert an den Großen Sphinx von Gizeh, jene berühmte Statue, die König Chephren (~2.550 v. Chr.) zugeschrieben wird und die das Wüstenplateau mit den großen Pyramiden zu bewachen scheint. Ihre genaue Funktion und was sie darstellt (vielleicht eine lokale Version des Gottes Horus) ist nach wie vor ungeklärt.

Rätsel stellt die griechische Sphinx den Menschen und verschlingt sie, wenn sie nicht die richtige Antwort geben. Sie ist ein Kind von Typhon und Echidna und geht wohl auf eine alte minoische Tradition zurück. Erst Ödipus konnte über sie triumphieren.

Unterscheiden kann man die beiden Sphingen ganz einfach – die griechische hat den Kopf (und manchmal Oberkörper) einer Frau und Flügel, der altägyptische Sphinx ist eine Darstellungsform des altägyptischen Königs und trägt dessen männlichen Kopf. Sie soll Stärke und Macht symbolisieren.

Dies führt uns zu …

Alexander der Große und sein Grab

Mitten in der Wüste entdecken Layla und Steven nun also das lang verschollene Grab Alexanders der Großen. Nun, kein Wunder, denn dort hätte es sicher niemand vermutet.

Alexander der Große, makedonischer König mit Allmachtsfantasien, machte sich auf, die Welt zu erobern und befreite auf dem Weg Ägypten von den Persern. Er hielt sich in den Jahren 332 bis 331 v. Chr. dort auf. In Memphis opferte er dem Gott Apis, ließ sich zum Pharao krönen, zog weiter an die Mittelmeerküste, gründete dort Alexandria, besuchte das Zeus-Ammon-Orakel in der Oase Siwa und verließ das Land auf Nimmerwiedersehen. 323 v. Chr. starb er, in den Diadochenkriegen um seine Nachfolge setzte sich sein General Ptolemaios als Herrscher Ägyptens durch, ließ sich ebenfalls krönen und begründete als Ptolemaios I. die nächsten 300 Jahre der sog. Ptolemäerherrschaft, bis Ägypten von den Römern erobert wurde.

Auf eigenen Wunsch hin wollte Alexander in der Oase Siwa im Heiligtum des Gottes Amun beigesetzt werden, doch dazu kam es nicht. Sein Körper wurde konserviert (in Honig, yummy), denn er kam erst zwei Jahre nach seinem Tod in Ägypten an. Zunächst wurde Alexander in Memphis bestattet, dann aber nach Alexandria umgebettet, wo ihm die Ptolemäer ein großes Grabmonument bauten, wo der Leichnam Alexanders in einem goldenen Sarkophag lag, der später sogar in einen gläsernen getauscht wurde, um den Blick auf Alexanders Mumie zu ermöglichen. Auch spätere römische Herrscher, unter ihnen Cäsar und Augustus, besuchten das Alexandergrab. In der Spätantike verliert sich seine Spur, es wurde möglicherweise in einer Naturkatastrophe zerstört.

Wir sehen, Layla und Steven hätten eigentlich keine Chance gehabt, das Alexandergrab in Udjataugenform in einem Wüstental zu entdecken, zumal die ganze Ausstattung des Grabes an ein Königsgrab des Neuen Reiches (1.550-1.070 v. Chr.) erinnert und Alexander sich wohl eher im griechischen Stil hätte bestatten lassen. Ein schönes Detail sind auf jeden Fall die Kartuschen im Grab, in denen korrekt „Alexandros“ steht, und auch die makedonische Inschrift gibt „König Alexander“ an. Und natürlich darf auch Alexanders geliebtes Pferd Bukephalos als Statue nicht fehlen …

Kartusche mit Namen Alexanders von einer Wasseruhr
Musée du Louvre, Département des Antiquités égyptiennes, E 30890 – https://collections.louvre.fr/ark:/53355/cl010011076https://collections.louvre.fr/CGU

„Hi!“

Was für ein Cliffhanger am Ende dieser Folge! Nicht nur waren wir alle verwirrt mit den Szenen in der psychiatrischen Klinik, der Begegnung von Steven und Marc, nein, am Ende öffnen die beiden eine Tür und vor ihnen steht … Taweret, die nilpferdgestaltige Göttin der Geburt. Da darf man schon mal quietschen!

Tawerets Erscheinen wurde bereits in der ersten Folge angeteasert, als Steven im Museumsshop die süßen Plüsch-Tawerets verräumen durfte.

Doch was macht die Göttin nun hier?
Sie steht in enger Verbindung mit Ammit, beide sind nämlich Mischgestalten aus Nilpferd, Löwe und Krokodil. Ammit hat den Kopf eines Krokodils, das Vorderteil eines Löwen und das Hinterteil eines Nilpferdes. Taweret hat den Kopf und schwangeren Bauch eines Nilpferdes, die Füße eines Löwen und den Schwanz eines Krokodiles. Als Uschabti ist Ammit eigentlich nur durch den Kopf von Taweret zu unterscheiden.

Taweret taucht im Rahmen von Geburt und Mutterschaft auf, es steht zu vermuten, dass sie eine Rolle spielt in Steven/Marcs Wiedergeburt, aber ob das alles so ist, das werden wir sehen.

Wenn ihr mehr zu altägyptischen Motiven in der Popkultur wissen wollt, dann hört doch mal in unseren neuen Podcast „Mummies & Magic“ rein. Nora und ich sprechen alle zwei Wochen über Filme, Serien, Spiele, Musik und … Ägypten!

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Ergänzt: Link zum Twitter-Space zu Folge 4 mit Jonas Lübkert / @AnotherRerun und mir.