Allgemein

Pro Content Notes

„Wir arbeiten mit CN (Content Notes), bitte schickt diese mit eurer Geschichte mit.“

So heißt es im Ausschreibungstext für unsere neue Anthologie „Hic sunt Dracones – Fantastische Reiseberichte“. Aber was hat es eigentlich damit auf sich?

Content Notes (CN), zu deutsch „Inhaltswarnungen“, hängen eng mit Triggerwarnungen (TW) zusammen.

Trigger sind Reize, die bei betroffenen Personen Flashbacks an vergangene Traumata auslösen können. Wenn ich in einem Buch davor warne, was als (mögliche!) Trigger darin vorkommt, dann heißt das nicht, das Betroffene das Buch nicht lesen sollen – TW können dabei helfen, sich vorzubereiten.

In dem Zusammenhang treten gleich die nächsten Entgegnungen auf:

  • Aber spoilert das denn nicht?
  • Also, ich brauche sowas ja nicht!
  • Man kann doch nicht vor allem warnen!
  • Ich finde das total überflüssig.
  • Bücher sind kein Safe-Space.

Vielleicht denken wir in dem Zusammenhang einmal nicht nur an uns, sondern auch an andere. Vielleicht MACHEN wir Bücher einfach mal zu einem Safe-Space!

Ich selbst brauche keine CNs, aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie in Büchern sehe – denn dort zeigt jemand Empathie, dort denkt jemand mit! Ich bin noch NIE durch CNs gespoilert worden – Schusswaffengebrauch? Tod? Spinnen? Wow, ja, jetzt ist mir jedes Geheimnis des Buches offenbart.

Sorry, ich kann mir die Ironie nicht verkneifen. Für mich sind CNs eine Selbstverständlichkeit – und wenn sie nicht bei den Geschichten abgedruckt sind, dann findet ihr sie zu allen meinen Romanen und Kurzgeschichten auf meiner Homepage – es gibt einen eigenen Menüpunkt dafür.

Und natürlich kann man nicht jeden einzelnen Trigger auflisten – wie auch, sie sind so unterschiedlich wie wir Menschen. Aber es gibt doch häufige Auslöser – der Tod naher Angehöriger, Vergewaltigung, Blut und Spritzen. Schaut euch um, bildet euch fort! Geht in den Austausch! Wenn man solche Content Notes auf die eigene Homepage setzt – dann kann man die Liste auch beliebig erweitern, just sayin‘ … Und um es nochmal zu betonen: es geht hier nicht um Vermeidung, sondern um Vorbereitung – um die eigene Entscheidung, wie und ob man damit umgeht!

Mein Plädoyer: Wenn ihr keinen CNs braucht – dann sperrt die Ohren auf und hört Betroffenen zu. Ich habe es zweimal erlebt, dass Menschen, die mir am Herzen liegen, quasi ins offene Messer gelaufen sind und durch Geschichten (eine davon war meine eigene „Lucy und die Monster“) hart getriggert wurden. Muss das sein?

Nein. Deswegen: seid keine Egoisten. Nehmt die psychischen Probleme anderer Menschen ernst. Schreibt Triggerwarnungen / Content Notes IN eure Bücher. Eine gute Möglichkeit ist, dass am Anfang des Buches (im Idealfall auf einer Extra-Seite) darauf hingewiesen wird, dass sich die CNs am Ende des Buches befinden. Denn dann kann ich hinblättern, wenn ich sie brauche, oder sie ignorieren, wenn nicht.

Auf der Seite von Elea Brandt findet sich ein fundierter Artikel zu Triggerwarnungen mit weiteren Links. Lest ihn euch durch und dann setzt sie, Himmel nochmal!, Triggerwarnungen bzw. Content Notes in eure Bücher!